Chronik

1888

Das Wohnhaus in der heutigen Georg-Schwarz-Straße 19 wird erbaut.

Quelle: Grundbuchauszug

13.09.1932

Nach einer Zwangsversteigerung erhielt die Firma Isaak Rotenberg & Co. OHG aus Altenburg den Zuschlag für Haus und Grundstück in der damaligen Gundorferstraße 19. Die Firma Isaak Rotenberg & Co. OHG hatte drei jüdische Anteilseigner*innen aus Altenburg: Isaak Rotenberg, Paula Liebermann und Bernhard Liebermann (Paulas Stiefsohn).

Quelle: Bauaktenarchiv

09.03.1933

Die Firma Issak Rotenberg & Co. OHG wir als rechtmäßiger Eigentümer ins Grundbuch eingetragen.

Quelle: Grundbuchauszug

1933

Die Gundorferstraße wird in Schlageterstraße umbenannt.

09.12.1935

Schreiben des Oberbürgermeisters von Altenburg an das Amtsgericht Altenburg zur „Eindeutschung“ des Firmennamens.

Quelle: „Arisierung“ in Thüringen – Enrechtung, Enteignung und Vernichtung der jüdischen Bürger Thüringens 1933-1945. S. 269 ff.

21.12.1937

Denunziationsschreiben zur Firma Isaak Rotenberg & Co. von einem Polizeiwachtmeisters an das Amtsgericht Altenburg.

„ (…) Die Firma Isaak Rotenberg & Co., Inhaber: Jehok Rotenberg, B. L. und P. L., hat der Gewerbepolizei wiederholt Grund zu Beanstandungen gegeben. Der Inhaber Jehok Rotenberg hat sich in der Systemzeit typisch jüdisch aufgeführt. Er pöbelte in der widerlichsten und gemeinsten Weise Nationalsozialisten an und muss als Gönner und Freund der damaligen KPD. Bezeichnet werden. (…)“

Quelle: „Arisierung“ in Thüringen – Enrechtung, Enteignung und Vernichtung der jüdischen Bürger Thüringens 1933-1945. S. 269 ff.

15.12.1938

Antrag der Industrie- und Handelskammer Gera an das Amtsgericht Altenburg zur Löschung der Firma Isaak Rothenberg & Co. aus dem Handelsregister.

Quelle: „Arisierung“ in Thüringen – Enrechtung, Enteignung und Vernichtung der jüdischen Bürger Thüringens 1933-1945. S. 269 ff.

1939

Paula Liebermann und Isaak Rothenberg werden nach Polen abgeschoben. Bernhard Liebermann wird zur Ausreise nach Bolivien gedrängt und muss seine Familie zurück lassen.

Quelle: Christian Repkewitz: Verblasste Spuren… II – Lebens- und Leidenswege jüdischer Einwohner des Altenburger Landes von 1869 bis 1945′, 2016, Selbstverlag, ISBN 978-3-00-054453-8.

21.09.1940

Isaak Rothenberg stirbt im Ghetto in Łódź.

Quelle: Christian Repkewitz: Verblasste Spuren… II – Lebens- und Leidenswege jüdischer Einwohner des Altenburger Landes von 1869 bis 1945′, 2016, Selbstverlag, ISBN 978-3-00-054453-8.

21.03.1941

Aufgrund der Verordnung vom 17. September 1940 (RGB1. I. S.1270) wir die kommissarische Verwaltung der Firma angeordnet.

Quelle: „Arisierung“ in Thüringen – Enrechtung, Enteignung und Vernichtung der jüdischen Bürger Thüringens 1933-1945. S. 269 ff.

20.05.1941

Der eingesetzte Vermögensabwickler beantragt die Löschung der Firma aus dem Handelsregister, die acht Tage später im Amts- und Nachrichtenblatt für Thüringen bekannt gemacht wird.

Quelle: „Arisierung“ in Thüringen – Enrechtung, Enteignung und Vernichtung der jüdischen Bürger Thüringens 1933-1945. S. 269 ff.

1942

Letztes Lebenszeichen von Paula Liebermann aus dem Ghetto in Łódź.

Quelle: Christian Repkewitz: Verblasste Spuren… II – Lebens- und Leidenswege jüdischer Einwohner des Altenburger Landes von 1869 bis 1945′, 2016, Selbstverlag, ISBN 978-3-00-054453-8.

12.05.1942

Aus einem Brief an das Baupolizeiamt der Stadt Leipzig, der in den Bauakten zum Haus in der heutigen Georg-Schwarz-Straße 19 erhalten ist, geht hervor, dass das „Deutsche Reich“ neuer Eigentümer der Immobilie ist. Komissarischer Verwalter ist F. Frühauf aus Altenburg.

Quelle: Bauaktenarchiv

01.08.1943

Das Haus wird an Oberaufseher P. K. Roth zu einem Preis von 76.400 RM verkauft. Er wurde am 01.01.1895 in Plauen geboren, war später Friedhofsverwalter und ist am 10.04.1974 verstorben. Laut Adressbuch von 1934 und dem Schreiben aus den Bauakten von 1943, welches den Kauf nachweist, wohnte er in der Preussenstraße 101 in Leipzig. Weiteres über ihn ist nicht bekannt. Weder im Bundesarchiv noch im Staatsarchiv Sachsen ließen sich zur Person P. K. Roth weitere Informationen finden.

Quelle: Bauaktenarchiv & Stadtarchiv Leipzig

08.02.1944

Eintrag von P. K. Roth in das Grundbuch.

Quelle: Grundbuchauszug

1945

Die Schlageter Straße wird in Georg-Schwarz-Straße umbenannt.

07.06.1967

P. K. Roth und M. A. Roth werden als eheliche Vermögensgemeinschaft ins Grundbuch eingetragen.

10.04.1974

P. K. Roth stirbt und das Haus geht an dessen Erbengemeinschaft über.

Quelle: Grundbuchauszug

15.06.1974

Bernhard Liebermann stirbt in Tel Aviv / Israel.

20.02.1976

Der Sohn des Ehepaares Roth tritt das Erbe der Mutter an. Der Erbteil des Vaters fällt am 09.06.1976 an die VEB Gebäudewirtschaft Leipzig.

Quelle: Grundbuchauszug

1991/1992

Die Jewish Claims Conference against Germany INC stellt an die Stadtverwaltung Leipzig und das Amt zur Regelung offener Vermögensfragen Altenburg Restitutionsanträge.

Im Brief vom Thüringer Landesamt zur Regelung offener Vermögensfragen vom 27.11.1997 heißt es: „Die Firma Isaak Rotenberg & Co. OHG i. L., vertreten durch die Conference on Jewish Claims against Germany INC. Ist anspruchsberechtigt.“

Quelle: Bauaktenarchiv

05.09.1996

Durch einen Anwalt werden vermögensrechtliche Ansprüche der Erbengemeinschaft nach Isaak Rotenberg geltend gemacht.

Quelle: Bauaktenarchiv

14.03.1997

Eintragung der Erbengemeinschaft nach dem Ehepaar Roth.

Quelle: Grundbuchauszug

27.11.1997

Zur Klärung der Restitutionsansprüche wird im Bescheid des Thüringer Landesamtes zur Regelung offener Vermögensfragen nach §25 Abs. 1 Vermögensgesetz und §15 Unternehmensrückgabeverordnung darauf verwiesen, dass die abschließende Klärung der Vermögensansprüche auch bzgl. der Leipziger Immobilie in Thüringen stattfindet, da die Firma ihren Sitz im thüringischen Altenburg hatte. Es wird weiterhin festgestellt, dass berechtigte Ansprüche nach §1 Abs. 5 Vermögensgesetz bestehen.

Quelle: Bauaktenarchiv

06.10.1999

Das Thüringer Landesamt zur Regelung offener Vermögensfragen gibt bekannt, dass der Bescheid vom 27.11.1997 nochmal überarbeitet wird.

Quelle: Bauaktenarchiv

22.01.2007

Die Verify Wohnungsbau GmbH i.L., Frankfurt wird anteilig ins Grundbuch eingetragen. Gleichzeitig gibt es ein Ersuchen der Stadt Leipzig – Am für offene Vermögensfragen vom 12.07.2006 nach §34 Vermögensgesetz, Aktenzeichen: RNR: 10057.

Unter dem Aktenzeichen: 3.20/1 755/01 11 liegt in Thüringen wahrscheinlich der abschließende Bescheid zum Restitutionsverfahren vor.

Quelle: Grundbuchauszug & Bauaktenarchiv

10.08.2009

Eigentumsverzicht nach §928 Bürgerliches Gesetzbuch.

Quelle: Grundbuchauszug

2011/2012

2011 wurde das Haus erneut zwangsversteigert und ging dann ein Jahr später an die Hausprojektgesellschaft KunterBunte19 mbH über.

Quelle: Grundbuchauszug